Maribu: Nach Hause kommen
Du kommst nach Hause nach einem dieser Arbeitstage, die schier nicht enden wollen. Intensivpflegerin an der Uniklinik, Frühschicht. Es ist Freitag, so gegen 14 Uhr, jetzt erst mal einen guten Kaffee in der Maribu-Cafeteria.
Joachim und Britta nicken dir zu, du setzt dich zu ihnen. Die Beiden haben gerade Kaffee-Pause gemacht und wollen zurück ins Neustart-Home-Office im ersten Stock: -„Na, Karin, wie war dein Tag?“ - Britta lächelt dir aufmunternd zu. „Frag nicht, sag mir lieber, was es heute an Kuchen gibt.“ – „Wir hatten den Apfel-Streusel-Kuchen, prima, nur 1 Euro 50, da kannsch nix sage!“– Im Weggehen ruft Joachim dir noch zu: „Bis nachher beim Stockwerks-Schwatz!“
Eine dreiviertel Stunde später, auf dem Weg in die Waschküche, verabredest du dich mit Frauke zum Chillen auf der Dachterrasse. Frauke, eine alte Freundin aus Jugendtagen im fernen Stralsund, hat einen Halbtagsjob bei der Neustart-Verwaltung. Nachdem du die Wäsche in die Maschine gesteckt hast, gehst du erstmal im Gesundheitszentrum des Stadtteils vorbei. Das liegt nur ein paar Schritte von deinem Block entfernt. Entspannte Gesichter am Empfang, das Wartezimmer ist nur spärlich besetzt. Die leitende Ärztin ist bei Hausbesuchen im Kiez. Mit ihr hättest du gerne noch ein paar Details geklärt. In zwei Monaten wirst du hier anfangen als so ne Art Gesundheitsmanagerin, als Anlaufstelle für alle im Viertel, die medizinische oder psychologische Hilfe brauchen. Endlich raus aus der Tretmühle Klinik!
Morgen wird dich mal wieder dein Bruder Konstantin mit Frau und Baby besuchen. Ein intensives Wochenende wird das, hoffentlich nicht allzu stressig. Gott sei Dank, gibt’s um die Ecke Gästezimmer, so dass du sie nicht in deine kleine Wohnung quetschen musst. Du schaust im Gästebereich nochmal nach dem Rechten. Alles einigermaßen sauber, der Schlüssel, den dir eine der Verwaltungsangestellten gegeben hat, passt auch. Jetzt kann der Feierabend kommen.
„Bis später beim Stockwerks-Schwatz“… Jetzt fällt dir der Zuruf von Joachim wieder ein. Wie jeden ersten Freitag im Monat, heute Abend um 18 Uhr, großes Stockwerks-Gespräch, auch gerne mal Palaver genannt. Alles, was alle angeht auf deinem Stockwerk, und das ist fast alles, wird dort besprochen. Um Dreck im Treppenhaus soll´s gehen, um laute Musik, um die neuen Nachbarn, die einen der Gemeinschaftsräume jetzt schon zum dritten Mal diesen Monat für ne Party nutzen wollen. Thema ist heute aber auch das jährliche Neustart Sommerfest, wo eine Komödie aufgeführt werden soll, Titel: „Oh, wie schön ist Maribu!“ Unsere Theater-AG probt schon seit einem halben Jahr mit Profis vom LTT. Wir Schauspiel-Amateure jedenfalls haben bei den Proben schon mal Tränen gelacht!
Immerhin hat es heute gereicht für ein Stündchen Ferien-Feeling mit Frauke auf dem Dachgarten. Einfach im Liegestuhl fläzen, über die Arbeit schimpfen, über Gott und die Welt quatschen, natürlich auch über den neuesten Tratsch im Viertel, dazu einen leckeren Caipi. – Paradiesisch!
Ok, das Palaver kann kommen. Du bist tiefenentspannt und freust dich drauf, alle mal wieder auf einem Haufen zu sehen. Unsere rüstigen Polit-Oldies Fritz und Barbara, Raoul und Francis, Aylin und Malik und all die anderen, die hier im dritten Stock gelandet sind. Gut, es wird spät werden heute Abend, aber den Familienbesuch morgen hast du gut vorbereitet und ab Sonntag nach dem Frühstück hast du dein Inselchen wieder für dich.