Gemeinsam lecker essen. Eine Nach-Hause-kommen-Geschichte
Du kommst am frühen Nachmittag nach Hause und hast immer noch Energie. Seit du weniger Miete zahlst und daher weniger Geld benötigst, arbeitest du Teilzeit und bist weniger ausgelaugt als früher mit deiner 100 Prozent Stelle. Obwohl du deinen Job wirklich magst, hast du früher nach einem acht Stunden Tag oft kaum noch die Energie aufgebracht, dir etwas zu kochen und hast häufig einfach etwas Brot gegessen oder eine Pizza bestellt, mit der du dann auf dem Sofa versackt bist.
Eigentlich wolltest du noch schnell im Lager der Solidarischen Landwirtschaft, das zum Neustart-Projekt gehört, ein paar Zutaten besorgen und oben in deiner Wohnung etwas Frisches kochen. Aber als du an der Neustart-Cafeteria vorbeikommst, riecht es lecker nach einem veganen Curry und da sitzen auch schon ein paar Nachbar:innen beim Essen und fragen, ob du dich dazu gesellen möchtest. Du verschiebst spontan deinen Plan und isst mit. Das Curry schmeckt herrlich und auch der frische Salat aus dem Lebensmittellager der solidarischen Landwirtschaft ist ein Genuss. Es wird ein nettes, geselliges Beisammensein.
Später setzt du dich noch in den Innenhof mit einem Espresso und spielst mit einem der älteren Bewohner eine Runde Karten. Um dich herum spielen Kinder und sitzen Erwachsene in der Sonne. Endlich Sommer! Du freust dich schon drauf, dass bald die Tomaten reif sein werden, die du im Frühjahr auf dem Dachgarten angepflanzt hast. Du arbeitest häufig mit auf dem Dachgarten, das Gärtnern bringt dich immer so schön runter und oft sitzt du mit den anderen danach noch mit einem Getränk auf dem Dach zwischen Gemüse, Obst und Blumen und genießt die Aussicht. Bald möchtest du mit dem Imkern anfangen und Bienen auf dem Dach halten, du hast mit ein paar Freund:innen aus dem Projekt bereits einen Kurs gebucht.
Du brichst auf zu deiner zweistündigen Schicht in der AllerLeihStation und Werkstatt. Viele bekannte Gesichter kommen vorbei, du hilfst dem kleinen Emil den Reifen an seinem Laufrad zu flicken und glücklich flitzt er davon. Deine Freundin Alex kommt noch vorbei, um sich eine Bohrmaschine auszuleihen und ihr haltet ein nettes Schwätzchen. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Jetzt brauchst du aber echt mal einen Moment für dich, um deine sozialen Batterien aufzuladen und so begibst du dich doch noch auf das Sofa in deiner kleinen, gemütlichen Wohnung und schmökerst ein wenig in deinem neuen Buch. Herrlich!
Am Abend kommt dein Freund Liam aus Hamburg zu Besuch. Er wird in einem der Gästezimmer des Projekts schlafen und einige Tage mit dir verbringen. Du freust dich riesig, ihn mal wieder zu sehen nach so langer Zeit. Trotzdem schön, dass du deine Wohnung auch für dich hast, wenn du mal Ruhe brauchst.
Du beschließt am nächsten Tag Home Office im Co-Working Space zu machen, dann kannst du in der Mittagspause mit Liam in der Mensa lecker essen gehen und später noch auf einen Espresso in das neue Cafe im benachbarten Franz Viertel, wo es so leckeren Kuchen gibt. Du freust dich bereits jetzt auf den nächsten Tag in deinem neuen Zuhause!
Anmerkung:
Das Büchlein „Nach Hause kommen. Nachbarschaften als Commons“ vom Verein Neustart Schweiz (hier als PDF zum Herunterladen) war für die Gründung der Tübinger Neustart-Genossenschaft sehr inspirierend. Und nun schreiben wir fortlaufend eigene Mini-Kurzgeschichten, die zeigen, wie wir uns das Leben in Neustart auf Maribu vorstellen.

