Neustart mit einer Weihnachtsbotschaft? (Rückblick 1)
2022: Furcht vor Finanzlast und Freude über umso wichtigere Antworten
Ein zweiter Teil des Jahresrückblicks – eher erzählend zu den ganz konkreten Aktivitäten – folgt in Kürze.
Hier aber erst mal ein nachdenklicher zu dieser Janusköpfigkeit aus dem Teaser – eher resümierend:
Einerseits
… wuchsen die Realisierungshürden seit Januar jeden Monat dramatisch an:
Wegfall wichtiger Zuschussprogramme, nie dagewesene Baukostensteigerungen, Lieferschwierigkeiten in vielen wichtigen Sektoren. Und dann mit der größte Brocken: rasant steigende Zinsen für Baukredite und kaum erreichbarer Zugang zu den eigentlich noch günstigen Finanzierungskonditionen für genossenschaftliches Wohnen und Sozialwohnungsbau.
Schließlich die Lasten auf Seiten der Bewohner*innen die Verschärfung durch inflationsbedingte Kaufkraftverluste bei gleichzeitigen Energiepreisexplosionen.
Ja – das zusammengenommen macht selbst den optimistischsten unter uns ordentlich Kopfzerbrechen.
Andererseits:
Wenn es überhaupt Ideen gibt, wie im Neubau Gut-Wohnen-bezahlbar-für-Alle noch funktionieren könnte, dann sind es unsere:
- Klüger bauen: Weniger qm pro Privathaushalt, hochverdichtete flächensparende Siedlungsstruktur, horrende Tiefgaragen- bzw. Stellplatzkosten einsparen, qualitätvoll-nachhaltig-energieeffiziente Bauweisen.
(Bild: Hunzikerareal Zürich, "Treffpunkt"; Foto: U.Otto) - Sozialer vermieten: Weg mit mieterfinanzierten Profiten, dafür lebenslanges Wohnrecht, transparente Kostenmieten, nicht-befristete Sozialbindungen – und diese auch noch mit Mietreduktionen über die vorgeschriebenen hinaus.
- Teilen statt kaufen: Unsere Bewohner*innen können ganz viele Konsumgüter einsparen – vom eigenen Auto über ein Lastenfahrrad oder die Waschmaschine, die auch noch Platz im eigenen Bad verschlingt. Die geplante soziale Infrastruktur macht es möglich – teilweise auch für die umliegenden Nachbarschaften. Ebenso macht das SoLaWi-Konzept in Verbindung mit dem Lebensmitteldepot gute Nahrungsmittel zu bezahlbaren Preisen für alle verfügbar. Und der durch die gemeinsamen Gästezimmer mögliche „Verzicht“ auf ein eigenes in der Privatwohnung ist eher ein dicker Gewinn für den eigenen Geldbeutel.
- Besser zusammenhalten: Er betrifft weniger die Bezahlbar-Wohnen-, aber sehr wohl die Gut-Wohnen-Ebene: Der Wunsch nach Zusammenhalt scheint auch uns durch Corona und die Ereignisse 2022 für viele noch viel stärker geworden zu sein. Auch hierfür wollen wir ganz viele gute Bedingungen und Anlässe schaffen – und zwar für Menschen in all ihrer großen Verschiedenheit. Von Strukturen für Begegnung und Zusammentreffen über Anlässe für Zusammen-Anpacken, Unterstützen und Umeinander-Wissen bis hin zu noch viel mehr…
Angesichts der vielen Sorgen und Ungewissheiten ist dies alles immerhin eine sehr versöhnliche und tolle Gewissheit, die uns trägt und antreibt: Unsere Konzepte waren vorher schon richtungsweisend. Aber die Krisen des abgelaufenen Jahres bestätigen sie massiv – während so viele andere Konzepte immer weniger funktionieren.
Für manche könnte dies ein Anknüpfen an die Weihnachtsbotschaft sein: die gestärkte Gewissheit über den Sinn unseres Konzepts lässt die Furcht ihre lähmende Kraft und Macht über uns verlieren. (Die hat uns allerdings das ganze Jahr eh kaum gebremst in unseren vielen Aktivitäten. Doch dazu folgt bald ein zweiter Jahresrückblicksteil.)
(Bild: Hunzikerareal Zürich; Foto: U.Otto)