Rückblick auf die Veranstaltung „Queer-inklusiv Leben und Wohnen über Generationen hinweg“

Starke Impulse aus queer-inklusiver Wohnpraxis im deutschsprachigen Raum

Marjam Kashefipour, Mitarbeitende von adis e.V. moderierte die Veranstaltung diskriminierungssensibel. Impulsvorträge eröffneten verschiedene Perspektiven auf queer-inklusives Wohnen aus der Praxis:

Hanna Neuffer von der Tübinger Genossenschaft Neustart: solidarisch leben + wohnen eG stellte das Konzept von Neustart vor und fragte nach den Chancen für ein queer-inklusives Leben und Wohnen in der Tübinger Südstadt.

Markus Schupp von Buntes Leben Stiften (Köln) gab einen Überblick über bundesweite Entwicklungen in queer-inklusiven Wohnprojekten. Er zeigte anhand der Erfahrungen auf, wie wichtig es ist, architektonisch verschiedene Wohnungstypen in den Gebäuden zu mischen und Pflegekonzepte für Projektinterne und -externe zu integrieren, um Teilhabe und Gemeinschaft zu ermöglichen. Seine Organisation fördert gezielt solche Projekte durch Beratung und Finanzierung.

Andreas Konecny und Roland Hampl, Initiatoren und Architekten von Que(e)rbau in Wien, stellten drei bereits realisierte Wohnprojekte vor. Ihre Erfahrungen unter dem Motto „Jede_r für sich und manches zusammen“ zeigten, wie queere Wohnformen architektonisch, gemeinschaftlich und politisch umgesetzt werden können. Que(e)res Wohnen bedeute in Wien Mitgestaltung, Gemeinschaftsnutzungen wie Werkstätten, Seminarräume, Co-Working und strahle mit offenen Nachbar:innentreffs ins Quartier. Konecny und Hampl stellten die Wichtigkeit von echten Arbeitsprozessen und Mitbestimmung in der Bauplanungsphase heraus, um einander in der Vielfalt zu begegnen und kennenzulernen. Im Belegungsprozess steuerten sie gezielt nach, um unterschiedliche queere Bewohner:innen wie z.B. geflüchtete Queers zu erreichen.

Vielstimmige Diskussion Tübinger Akteure

In der anschließenden Resonanz- und Diskussionsrunde kamen weitere Tübinger Stimmen zu Wort, die Neustart Impulse für die Realisierung queer-inklusiven Lebens und Wohnens mitgaben:
Liv Stuke und Joshua Preißig vom Queeren Zentrum Tübingen brachten Perspektiven und Wünsche der jungen queeren Community ein und betonten sprachsensible und inklusive Räume insbesondere für nicht-binäre und Transpersonen. Ralf Bogen, engagiert in der AG queer+ der Genossenschaft Neustart, betonte die Notwendigkeit generationenübergreifender Konzepte. Insbesondere für ältere queere Menschen sei gemeinschaftliches Wohnen eine Alternative zur drohenden Vereinsamung. Barbara Stauber, stellvertretende Aufsichtsrätin der Genossenschaft, machte sich stark für eine queerfeministische transinklusive Perspektive auf Neustart. Verschiedene Kämpfe um gesellschaftliche Anerkennung hätten bei Neustart einen Platz – neben- und nicht gegeneinander, um Diskriminierung solidarisch entgegenzutreten. Lou Schumm von der Abteilung Gleichstellung und Integration der Universitätsstadt Tübingen unterstrich das städtische Interesse an queer-inklusiven Konzepten und gab Neustart die Frage nach Wohn- und Unterstützungsmöglichkeiten für queere Junge Menschen und queere Geflüchtete bei Neustart mit.

Queer-inklusiv Leben und Wohnen – auch bei Neustart

Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig auch innerhalb der queeren Community die Akzeptanz von Lebenserfahrungen und das gegenseitige Zuhören sind. Trotz vielstimmiger Beiträge möchten wir mit weiteren Stimmen ins Gespräch kommen. Neustart hat die Chance, queeres Wohnen in einer solidarischen Nachbar:innenschaft zu realisieren. Queer-inklusives Wohnen bedeutet dabei, vielfältige Wohnformen baulich zu realisieren, im Belegungsprozess queere Positionierung freiwillig sicht- und somit abbildbar zu machen und Vielfalt gemeinsam solidarisch in die Stadtgesellschaft einzubringen. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen und Diskussionen innerhalb von Neustart, die queere Themen in den Mittelpunkt rücken und mitwirkende Queers und Verbündete in der AG queer +.

Zurück | zur Newsübersicht gehen